Zurück nach Ghor-el-Chras

Am 15. Juni erscheint mit „Mutterschoß“ der lang ersehnte Nachfolgeband zu „Opfermond“. Eine gute Gelegenheit, Ghor-el-Chras, den Schauplatz der beiden Romane, noch einmal unter die Lupe zu nehmen.

Eine erste Orientierung

Ghor-el-Chras ist eine Stadt, in der sich die strengen Hierarchien bereits im Stadtbild widerspiegeln. Während die Reichen und Mächtigen im kleinen, exklusiven Zentrum residieren – am höchsten Punkt der Stadt – zieht sich das Armenviertel wie ein Ring einmal um die ganze Metropole. Nur vereinzelte Tore führen von einem Teil der Stadt ins Andere, denn die Trennung der einzelnen Gesellschaftsschichten ist politisch gewollt.

Karte von Ghor-el-Chras für „Mutterschoß“ von Hauke Kock
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Die Stadtviertel und ihre Bedeutung

Ghor-el-Chras gliedert sich in drei Stadtviertel: das Sha-Amin im Zentrum, das Sha-Nuri – der mittlere Gürtel – und das äußere Sha-Quai. Jedes Viertel wird selbständig verwaltet, wobei der Einfluss der Ordnungsmacht im Sha-Quai zugunsten örtlicher Banden und Gossenherrscher*innen zurücktritt. Die Wasserversorgung gewährleistet der Fluss Krishai, der unterirdisch den Tafelberg durchquert und mit Kanälen, Brunnen und Zisternen überall verteilt wird.

Mehr über die Stadtviertel und besondere Orte in Ghor-el-Chras erfahrt ihr in diesem Video.

Dasselbe Video mit Untertiteln findet ihr hier.

Gesellschaft, Religion und Politik in Ghor-el-Chras

In Ghor-el-Chras herrscht eine Theokratie unter dem amtierenden Hohepriester des Blut- und Kriegsgottes Chras. Dieser ist das politische und religiöse Oberhaupt der Stadt und sein Wort gilt als Gesetz. Dennoch gibt es neben dem Hohepriester ein Gremium, das in erster Linie die Verwaltung und Struktur der Stadt bestimmt, der Rat der Acht. Nur die (meist männlichen) Oberhäupter der acht mächtigsten Familien, die zudem eine Gilde unter sich vereinen, erhalten einen Sitz im Rat.

Der Glaube an den Blutgott Chras durchdringt der Leben und den Alltag der Menschen bis ins Detail. Die Priesterschaft predigt einen brutalen Sozialdarwinismus, der es den „Starken“ erlaubt, die „Schwachen“ auszubeuten, solange sich diese nicht wehren können. Damit rechtfertigt die Kirche des Blutgottes nicht nur Sklaverei, sondern auch die Diskriminierung von Frauen, behinderten, kranken oder alten Menschen. Das gesamte System ist also von Sexismus, Ableismus und Fremdenfeindlichkeit durchzogen. Denn auch in Hinblick auf andere Völker und Kulturen fühlt sich die Chras-Kirche stets überlegen.

Andere Gottheiten als Chras sind in der Stadt streng verboten und ihre Anbetung wird als Ketzerei bestraft. Eine Ausnahme stellen die Daimonen dar, Schutzgeister, die in zahlreichen Formen verehrt werden. Jedes Viertel, jeder Straßenzug, jede Zunft und jeder Berufsstand ruft dabei unterschiedliche Daimonen an. Wenn ihr wissen wollt, welcher Daimon zu euch passt, dann findet ihr hier einen passenden (nicht ganz erst zu nehmenden 😉 ) Test.

Bereits in „Opfermond“ zeichnet sich allerdings ab, dass die Prämisse, es gäbe keinen anderen Gott als den Blutigen in Ghor-el-Chras, gewisse Lücken aufzeigt. Denn im Verborgenen gibt es so manche Glaubensrichtungen und Kulte, deren Ursprünge bisweilen älter sind als die Stadt selbst. Mit der Frage, inwieweit die Religion in Ghor-el-Chras unserer modernen Definition von Sekten entspricht, hat sich Myna Kaltschnee in einem Blogbeitrag zur „Opfermond-Woche“ befasst.

Magie und Spiritualität

Nach Lesart der Chras-Kirche gibt es in Ghor-el-Chras nur eine Form von Magie, nämlich die Blutmagie der Priesterschaft. In „Opfermond“ spielt sie nur am Rande eine Rolle, zum Beispiel in Form des Blutschwurs, den die Assassinen der Unbestechlichen gegenüber ihrem Orden leisten müssen. In „Mutterschoß“ bekommen wir einen kleinen Einblick in diese sehr ritualisierte Form der Magie, die eng mit dem Glauben an Chras verbunden ist. Dieser sieht im Blut den Hort der menschlichen Seele und damit eine Verbindung zwischen Mensch und Gott. In dieser Verbindung liegt auch die Möglichkeit, Magie zu wirken – ganz im Sinne des Blutgottes. Doch wie man schon vermuten kann, hat diese Magie auch ihren Preis …

In „Opfermond“ haben wir bereits erlebt, dass entgegen dieser Ideologie auch außerhalb der Chras-Kirche unterschiedliche Magieanwender*innen existieren. Einige von ihnen berufen sich ihrerseits auf göttliche Wesen, andere sind in der Lage, mit Geistern zu kommunizieren. Auch in „Mutterschoß“ gibt es neue Einblicke in diese Form der Magie …

Der Ton verklang, verhallte im endlosen Nichts. Ajeri schloss die Augen - und öffnete sie wieder. Der Raum war verschwunden, alle Geräusche, alle Gerüche verebbt. Die Konturen wirkten blass, als seien sie von grauem Nebel umhüllt. Die Nichtwelt erfasste nur Schatten, sie schuf keine Wirklichkeit. Wie ein fahler, angelaufener Spiegel zeigte sie nur Abbilder des Lebens, manche klar und intensiv, andere kahl und konturlos.
Textausschnitt aus „Mutterschoß“

Noch mehr Material

Im Rahmen der „Opfermond“-Woche 2018 haben sich einige befreundete Blogger*innen sehr intensiv mit „Opfermond“, den Figuren und der Welt beschäftigt. Wenn ihr die Beiträge noch nicht kennt, schaut doch mal rein:

Buchdrache: Im Kopf der Protagonist*innen von »Opfermond«

Janna von KeJas Wortrausch: Blut- und Opfermond, wenn Fiktion auf Realität trifft

Myna Kaltschnee: Sekten in Opfermond

Nerds gegen Stephan: Ein Rollenspiel zu Opfermond

Darüber hinaus habe ich auf dem Blog „Antikenrezeption in der Science Fiction, Horror und Fantasy“ einen kleinen Beitrag über Antike Medizin als Inspirationsquelle für „Mutterschoß“ und insbesondere für den Body-Horror-Aspekt geschrieben.

Neugierig? Dann vorbestellen!

„Mutterschoß“ erscheint am 15. Juni 2021 im Chaospony Verlag. Bis dahin besteht noch die Chance, eine von wenigen streng limitierten Buchboxen oder ein (signiertes) Taschenbuch vorzubestellen. Dazu folgt einfach diesem Link.

Opfermond“ bekommt ihr als Ebook und Taschenbuch im Mantikore Verlag oder überall im Buchhandel.

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